Leserbriefe und Meinungen:

Zum Artikel „Keine Bedenken gegen Gewerbegebiet“ (Trierischer Volksfreund) – Leserbrief von Dr. Uta Müller-Lindenlauf

Der Artikel „Keine Bedenken gegen Gewerbegebiet“ und der Kommentar von Herrn Linz vom 9.2.19 sind wie schon vorhergehende des selben Journalisten einseitig und tendenziös. Das Ergebnis einer journalistischen Recherche sieht anders aus. Kein Wort zu den in der landesplanerischen

Stellungnahme angegebenen zahlreichen Bedenken verschiedener Institutionen, kein Wort zum Landschaftsschutzgebiet, zur Natur, zur Bodenversiegelung (u.a. sind die Brunnen in Noviand extrem gefährdet), kein Wort zur Zerstörung mehrerer Betriebe aus dem Bereich Landwirtschaft und Weinbau und vor allem kein Wort zur Zerstörung der touristischen Infrastruktur.
Wie sagte doch Herr Hangert in seiner Haushaltsrede vom 12.12.18: „Rheinland-Pfalz hat eine neue Tourismusstrategie auf den Weg gebracht. Der Tourismus ist die Leitökonomie des 21. Jahrhunderts“! Glaubt man denn, daß jemand im oder in Nähe eines Industrie/Gewerbegebietes oder mit „unverbaubarem“ Blick auf dasselbe Urlaub macht und Wein kauft? Und noch zur Begrifflichkeit „Gewerbegebiet“: Nach geltender Baunutzungsverordnung wird im Flächennutzungsplan ein solches Gebiet immer als „G“ Gewerbegebiet ausgewiesen. Erst wenn es um den Bebauungsplan geht wird konkretisiert was gewerbliche und industrielle Bebauung wird. Ein Investor, und darauf ist die Verbandsgemeinde angewiesen, wird in jedem Falle – allein schon bei der Größenordnung der Fläche – Druck ausüben, daß sich auch industrielle „Gewerbe“ ansiedeln, denn die bringen Geld und nur darum geht es, sowohl beim Investor als auch bei der Verbandsgemeinde. Wer in einer solchen Lage im Landschaftsschutzgebiet, in uralter Kulturlandschaft und einem gewachsenen Ökosystem, ein Gewerbe/Industriegebiet von 80 ha zuläßt, versündigt sich an der Natur und an künftigen Generationen.




Unendliches Wachstum ist nicht möglich

Zum Artikel „Osann-Monzel geht mit der Konjunktur“ (TV vom 6. Feburar 2019) – Leserbrief von Sabine Becker

Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues plant mitten im Landschaftsschutzgbiet Maring-Noviand ein Gewerbegebiet von 75 Hektar, und Osann-Monzel will sich mit weiteren Flächen beteiligen. Das bedeutet ein Industriegürtel von Mülheim über Maring-Noviand, Monzel, Osann (Weisenstein) bis hin zur Wittlicher Senke.

Es ist völlig unverständlich, wie sich Kommunalpolitiker in ein Landschaftsschutzgebiet stellen und dort den idealen Standort für ein Gewerbegebiet ausmachen können. Warum richtet man solche Schutzgebiete überhaupt ein? So sehen Umbruchzeiten moderner Klimapolitik nicht aus! Ein unendliches Wachstum ist nicht möglich – Naturressourcen sind nicht unendlich. Gewerbeparks gehören nicht in Landschaftsschutzgebiete, sondern in dafür geeignete Gebiete und zwar erst dann, wenn alle vorhandenen Ressourcen, auch über Kreisgrenzen hinaus, sinnvoll ausgenutzt sind.
Die Straße von Noviand nach Platten wurde wegen Ausgleichsmaßnahmen zurückgebaut, während ein paar hundert Meter weiter eine Kulturlandschaft zubetoniert werden soll, das passt nicht zusammen und ähnelt einem Schildbürgerstreich.

Erfolgsaussichten auf dieses Projekt sind fraglich, man hört nur die wiederkehrende Behauptung von Notwendigkeit und die „historische Chance“. Historisch ist hier nur die jahrhundertalte Kulturlandschaft, die unwiederbringlich geopfert werden soll. Die Zerstörung von intakter Natur, um Gewerbeflächen auf Vorrat auszuweisen, ist inakzeptabel. Man könnte meinen, jede Gemeinde wartet stündlich auf einen Anruf von Tesla.

Es ist nicht weit genug gedacht, immer mehr Gewerbe auszuweisen, um klamme Kassen aufzufüllen – hier ist eine intelligente Politik gefordert. Es ist rückschrittlich und riskant, immer noch auf Konzepte aus den 1970/80er Jahren zu setzen. Wir sind jetzt im Jahr 2019 und haben eine Verantwortung den künftigen Generationen gegenüber.



Kommunalpolitik ohne Vision

In Anbetracht der aktuellen Berichte und Fakten über den Klimawandel sowie den zunehmenden witterungsbedingten Flut- und Dürrekatastrophen, fällt es mir schwer, die Pläne der Kommunalpolitiker der Verbandsgemeinde Bernkastel nachzuvollziehen.

Die Schaffung eines weiteren Industrie- und Gewerbeparks, inmitten einem Landschaftschaftsschutzgebiet der Mosellandschaft, sowie die damit verbundene Versieglung von Boden- und Ackerflächen, ist eine Politik von Gestern und nicht eine Politik der Zukunft. Durch den Ausbau der B50 hat und wird sich die Infrastruktur in unserer Region weiter positiv verändern und entwickeln. Entlang der A62, A48 und B50 wurden in unserer Region bereits viele Gewerbe- und Industrieparks angesiedelt. Eine Kommunalpolitik der Zukunft sollte daher die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen schaffen, die es ermöglichen, die vorhandenen Ressourcen über Gemeinde-und Kreisgrenzen hinweg sinnvoll auszunutzen. Dies kann eine Chance sein, die gesamte Region „Eifel-Mosel-Hunsrück“, mit Arbeitsplätzen und mit ansprechendem Wohn- und Sozialräumen auszugestalten. Die Stärken der Verbandsgemeinde Bernkastel liegen in den Bereichen von Natur, Tourismus und Weinbau. Diese Kernkompetenz gilt es zu fördern und auszubauen. Und das mit Visionen und der Achtung der Naturrechte, die auch für uns Menschen gelten.

(anonym, 31.08.2018; Autor ist dem Admin bekannt)



Volksfreund, 16.7.2018:

Mehr Effektivität, Kooperation, Ideen, Volksentscheide und Weitblick 

Gewerbe 

Zum Artikel über die Pläne für ein Gewerbegebiet an der L 141/Maring-Noviand erhielten wir folgende Meinung eines Lesers: 

Hatte ich die vorangegangenen Visionen eines hauptamtlichen Beigeordneten in der VG Bernkastel-Kues nach Einrichtung eines großen Gewerbegebiets im Bereich Monzelfeld/Longkamp oder oberhalb Zeltingen-Rachtig/B 50 als Provinzposse abgetan, so wird man jetzt mit neuerlichen Fantasien geradezu überrascht. Ein interkommunales (welche Wortgewalt) Gewerbegebiet an der Umgehungsstraße L 141 gegenüber Maring- Noviand in der idyllischen Mosel-Kulturlandschaft, an der sich der Tourismus doch so gern erfreut. 

Das brauche ich da nicht und an den anderen bereits erwähnten Orten auch nicht. Dass dafür noch ein Fachbüro beauftragt wird und wahrscheinlich Steuergeld verschwendet wird, geradezu komplexbehaftet ein Vergleich zu den Gewerbegebieten Föhren und Wittlich herbeigezogen wird, ist in meinen Augen ein Armutszeugnis. Ich frage mich wirklich, wer und was soll denn da noch kommen? Haben wir denn nicht genug ausreichende Gewerbegebiete, die unsere Region beziehungsweise noch weitere 75 Hektar zubetonieren? 

Geht die Nutzung der fossilen Mobilität in absehbarer Zeit auch mal zu Ende und sind keine tragfähigen Konzepte für Gewerbe, Globalität und besonders den Transport entwickelt, wird man wieder nach aufwendigen, einschneidenden Lösungen suchen müssen. Ein Ansatz mit Blick in die Zukunft: komplexe Versorgungszentren mit Bahnanschlüssen, insbesondere vor Ballungsgebieten, die von Elektro-LKW zur weiteren Logistik beziehungsweise Verteilung bedient werden. Das würde sicher auch zu einer Entlastung der Emissionen führen, für die die Lobbyisten in der Hauptsache ja die kleinen Dieselfahrer verantwortlich machen. 

So stehe ich auf dem Standpunkt: kein Gewerbegebiet mehr ohne Bahnanschluss, schon gar dezentral, in Landschaften, die das von den Rahmenbedingungen gar nicht hergeben. Dazu müsste die Bahn natürlich auch flexibel werden, was bei Staatsorganen bekanntlich immer eine Herausforderung darstellt. Diese Fehler sind schon in Wittlich, Föhren und anderswo zu oft gemacht worden. Sicher gehen da die Meinungen wieder auseinander, daher ein Appell an die Maring-Noviander, sich mit Pro und Contra eines Gewerbegebiets vor der eigenen Haustür kritisch auseinanderzusetzen. Alternativen gäbe es ganz in der Nähe: der sterbende Flughafen Hahn, der für ein großes interkommunales Gewerbegebiet (kurze Wege mit Bahn- und Autobahnanschluss) geradezu prädestiniert ist. Umtriebigkeit auf kommunaler Ebene mag ja ganz nett sein, aber mir fehlt da mehr Effektivität, Kooperation, Ideen, Volksentscheide und Weitblick in die Zukunft. Den Realismus sehe ich in der übergeordneten Politik für unser gesamtes Land auch gerade nicht. 

Andreas Fleischer, Kleinich 



Es geht doch nur ums Geld

(Veröffentlicht im Trierischen Volksfreund)

Zum geplanten Gewerbegebiet Maring-Noviand (der TV berichtete mehrfach) erhielten wir folgende Zuschrift:

Als langjährige TV-Leser hatten wir immer den Eindruck, der TV stehe Themen der Natur und Ökologie positiv gegenüber und sei gerade wegen seiner Monopolstellung um Objektivität bemüht. Bei den Berichten und Fotos zum Gewerbe-/Industriegebiet Maring-Noviand ist das jedoch nicht so. Der Kommentar vom 24. August „Eine Chance für alle“ vertritt einseitig und ohne Abwägung das Vorhaben der Verbandsgemeinde. Was ist da los?

Ein Industriegebiet von 75 Hektar im Landschaftsschutzgebiet „Moselgebiet von Schweich bis Koblenz“. Laut Bundes- und Landesnaturschutzgesetz sind in Landschaftsschutzgebieten „alle Handlungen verboten, die den Charakter des Gebietes verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen“. Zu diesen Schutzzwecken gehören: „die Vielfalt, Eigenart und die kulturhistorische Bedeutung der Landschaft sowie ihre besondere Bedeutung für die Erholung.“ Dieses Industriegebiet nimmt den kompletten Rückhang der berühmten Lage Brauneberger Juffer ein. Die Landschaft wird massiv verändert, von allen umgebenden Höhen hat man einen vollen Blick auf das in der eher kleinräumigen Landschaft riesige Industriegebiet, auch vom Dorf aus hat man es vor Augen. Dazu kommen die für Industriegebiete erlaubten erhöhten Emissionen mit nicht auszuschließenden gesundheitlichen Gefährdungen. Der TV erwähnt das aus Gründen des Artenschutzes abgelehnte Gewerbe-/Industriegebiet bei Longkamp. Es ist ja richtig, dass man den Fledermäusen ihren Wohn- und Lebensraum lässt, aber doch bitte auch den Menschen von Maring-Noviand und all denen, die hier Urlaub machen und wandern.

Und wo bleibt der Lebensraum für die hier lebenden „ganz normalen“ Tiere wie die Rehe, die Feldlärchen, der Kuckuck und die Nachtigall, die Wildbienen von der Jufferhöhe. Dazu kommt die Bodenversiegelung, die zu einer Grundwasserbeeinträchtigung führt. Werden die Brunnen in Noviand noch laufen und die Jufferweinlagen noch genug Wasser haben? Wie rechtfertigt sich der Verlust einer so großen landwirtschaftlichen genutzten Fläche?

Auch Pflanzen werden durch Emissionen geschädigt, zum Beispiel die Obstanlagen direkt oberhalb des Gebiets, und je nach Wetterlage werden sich die Emissionen auch auf die Trauben ergießen.

Und was die Zukunft betrifft, die im Kommentar angesprochen werden: Die Themen der Zukunft werden Klimawandel, Nachhaltigkeit und Verhinderung von Bodenversiegelung sein, was auch gerade viele junge Einwohner der Gemeinde so sehen.

In Maring-Noviand gibt es Weinbau seit 2000 Jahren und wird es auch weiterhin geben. Industriegebiete gibt es in der näheren Umgebung genug, ebenso Arbeitsplätze. Ist es nicht Aufgabe der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues mit ihrer wohl europaweit einzigartigen Weinkulturlandschaft, diese zu pflegen und zu erhalten? Man kann eben nicht alles haben.

Seien wir doch ehrlich: Es geht ums Geld, erst recht, wenn wie vorgesehen ein Investor das Ganze übernimmt.

Man kann nicht ein Dorf, das sich „das kleine Weinjuwel“ nennt und eine geschützte Kulturlandschaft zerstören wegen eines finanziellen Vorteils der Verbandsgemeinde und der nicht betroffenen Dörfer.

Dr. med. Uta Müller-Lindenlauf

Dr. iur.utr. Hans Günther Müller-Lindenlauf, Maring-Noviand